Der VfL Germania Leer hat in den letzten fünf Jahren mehr als eine Million Euro Schulden abgebaut. Das gab nun der Vorstand um den 1. Vorsitzenden, Michael Zimmermann, den 2. Vorsitzenden Ferhat Özdemir und Beisitzer Herold Hagemann bekannt. "Uns fehlt noch eine mittlere, fünfstellige Summe", erklärt Zimmermann. Angesichts des über 1,3 Millionen Euro großen Schuldenberges, den der aktuelle Vorstand geerbt hatte, ist das ein riesiger Erfolg für den Verein.
Noch in diesem Jahr komplett schuldenfrei zu werden ist das nächste große Ziel, so Ferhat Özdemir. "Der Durchbruch gelang kurioserweise im Jahr 2020 – im Krisenjahr für viele Unternehmen und Vereine. Nach vielen endlosen Verhandlungen mit Sponsoren, Förderern und Gläubigern können wir nun festhalten, dass der Schuldenstand um über 95% abgebaut werden konnte", teilt Michael Zimmermann mit. Die Verhandlungen liefen maßgeblich unter der Führung von Özdemir.
Der 2. Vorsitzende erinnert sich, wie 2015 für ihn alles begann. Auf ausdrücklichem Wunsch des Ehrenvorsitzenden Enno Poets trat Özdemir als zweiter Vorsitzender in den Vorstand ein. „Ferhat Özdemir ist ein erfolgreicher Unternehmer mit kaufmännischem Weitblick. Er war und ist für mich die richtige Person, die Zukunftsfähigkeit des Vereins nachhaltig mitzugestalten“, sagt Poets. Dass die Tätigkeiten als Unternehmer, als Stadtratsmitglied und als Vorsitzender des Vereins Kickers Leer erhebliche zeitliche Belastungen mit sich bringen, dürfte jedem klar sein. Umso mehr Überzeugungskraft musste Poets aufwenden, um den anfänglich zögernden Özdemir für den Posten zu gewinnen.
„Das Ziel, die Schulden von über 1,3 Millionen Euro abzubauen und die Zukunftsfähigkeit des Traditionsvereins zu sichern, wurde maßgeblich durch den persönlichen Einsatz und dem Verhandlungsgeschick von Ferhat Özdemir erreicht“, berichtet Michael Zimmermann. "Es war eine große Herausforderung. Germania Leer ist nicht nur ein Traditionsverein, es besteht auch die Tradition, den Erfolg des Vereins an dem Tabellenstand der ersten Herrenmannschaft zu messen“, bewertet Zimmermann die damalige Situation. Im Spannungsfeld von sportlichem Anspruch und der Notwendigkeit, den Verein am Leben zu erhalten wurden damals die Kosten für die Fußball-Mannschaft drastisch gesenkt. „Dies führte natürlich zu Konflikten und Spannungen. Auch die Presse fiel seinerzeit über uns her. Da war von Ausverkauf und Kaputtsparen die Rede. Bei Germania würden die Lichter ausgehen wurde geschrieben“, berichtet Herold Hagemann und fügt an: „Das Meiste davon hat Ferhat als Entscheidungsträger und Leiter der Fußballabteilung abbekommen. Gerade in diesen schwierigen Zeiten war es wichtig, zusammenzustehen und gewisse Dinge auszuhalten, um das Ziel konsequent weiter verfolgen zu können.“ Denn die Kostensenkungen im Herrenbereich führten höchstens dazu, die Verbindlichkeiten nicht weiter anwachsen zu lassen. Für eine Entschuldung im siebenstelligen Bereich mussten langwierige Verhandlungen geführt und Sponsoren gewonnen werden. „Dass dies nun geschafft wurde und Germania wieder in ruhigerem Fahrwasser in die Zukunft fahren kann freut mich natürlich sehr“, erklärt Ferhat Özdemir und ergänzt: „Ich bin ein Kind des Vereins und habe von der F-Jugend an bis in den Herrenbereich hier gespielt“. Die Zukunft des Vereins ist für mich eine Herzensangelegenheit. Dass ein bewusstes Kostenmanagement auch mit hohen sportlichen Ansprüchen vereinbar ist, davon ist Özdemir überzeugt. „Mit der Verpflichtung von Michael Zuidema für die nächsten Jahre untermauern wir unsere Zielsetzung, uns mit jungen Talenten langfristig mindestens in der Landesliga festzubeißen und eine feste Größe in dieser Region zu bleiben.“
Auch bei der Tilgung der restlichen Schulden will Germania Leer weiterhin den Weg als Verein mit sozialer Verantwortung gehen. "Viele Leute denken automatisch an Fußball, wenn sie „Germania Leer“ hören", erklärt Zimmermann. In der Wahrnehmung dominiert auch tatsächlich der Volkssport Fußball unseren Verein. Doch in der Realität sind wir viel mehr als das. So sind beispielsweise unsere Leichtathleten und Judoka seit vielen Jahren auf einem hohen Leistungsniveau sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene unterwegs. Eines der wichtigsten Ziele unseres Vereins ist es, Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu vielfältiger sportlicher Betätigung zu bieten, vom Breiten- bis zum Leistungssport. Wir gestalten den VfL Germania Leer zu einem Ort der sportlichen und außersportlichen Freizeitgestaltung, der Kommunikation, der Geselligkeit und der sozialen Geborgenheit. Nicht zuletzt sind wir auch der Ort für interkulturelle Begegnung in unser Heimatstadt Leer", lautet die klare Ausrichtung des VfL. Die finanzielle Gesundung des Vereins soll neue Möglichkeiten für alle Sportler des Vereins bieten und sicherstellen, dass bei der „Wundertüte Germania“ die Lichter noch lange nicht ausgehen.