Jeder Fußballfan in Ostfriesland kennt den Kader und die aktuelle sportliche Situation des SV Werder Bremen.
Am Dienstag steht Werder im Leeraner Hoheellern-Stadion nun um 18.30 Uhr einem Gegner gegenüber, der trotz seiner geografischen Nähe in Ostfriesland eher unbekannt ist.
Dabei sprach im Mai ganz Europa über den Aufstieg des FC Emmen...
www.germanialeer.de erklärt, warum das so war und wirft einen Blick auf den FC Emmen:
Der FC Emmen spielt in dieser Saison erstmals in der niederländischen Eredivisie. Dass der Sprung in die erste Liga gelang, war schon überraschend genug. Kein Experte hatte Emmen vorher auf dem
Zettel. Die Art und Weise des Aufstiegs sorgte zudem europaweit für Schlagzeilen. Denn das kurios anmutende niederländische Aufstiegssystem trug maßgeblich zum Erfolg des Außenseiters bei. Nach
der regulären Saison belegte der FC Emmen lediglich den siebten Tabellenplatz - und stieg trotzdem auf. Das hatte es in dieser Form im europäischen Fußball noch nie gegeben. „Fast die
Hälfte der zweiten niederländischen Liga qualifiziert sich für die Aufstiegsspiele zur Eredivisie. Die Qualifikation zu diesen Play Offs ist eine Wissenschaft für sich“, sagt Mario Rauch. Der
Leeraner ist nicht nur Vorstandsmitglied des VfL Germania Leer, sondern gilt auch als Experte des niederländischen Fußballs und niederländischer Fanszenen. Den Sprung in die Aufstiegsrunde hatte
der FC Emmen zuvor bereits elfmal geschafft – allerdings schied das Team dort meistens sang- und klanglos aus. „Dass es in diesem Jahr anders war, lag auch an einer Verkettung glücklicher
Umstände“, so Mario Rauch. Eine Spielzeit mit Höhen und Tiefen lag hinter dem Team aus der Provinz Drenthe.
„Emmens Formkurve zeigte im Gegensatz zu anderen Konkurrenten aber nach oben. Zudem stand der FC in der Aufstiegsrunde Gegnern gegenüber, deren Druck deutlich höher war.“ Zunächst traf Emmen auf
den großen Aufstiegsfavoriten NEC Nijmegen, der im Hinspiel völlig überraschend mit 4:0 bezwungen wurde. Im Rückspiel musste der Außenseiter lange zittern, denn NEC konnte den Rückstand fast noch
aufholen. Letztendlich verlor Emmen mit 1:4 in Nijmegen. Der Einzug in das Finale war geschafft. Dort wartete mit Sparta Rotterdam der nächste große Favorit. Sparta wurde trainiert vom früheren
Mönchengladbach-Coach Dick Advocaat. Das Hinspiel in Emmen endete 0:0. Im Rückspiel schien für den Favoriten alles nach Plan zu laufen, doch die Gäste aus Drenthe konnten die Sparta-Führung
schnell ausgleichen. Das Spiel nahm einen dramatischen Verlauf, der in den Niederlanden für große Diskussionen über den Videobeweis sorgte. Denn der Schiedsrichter verwehrte Sparta Rotterdam in
der 47. Minute einen Elfmeter, der aus Sicht der meisten Experten hätte gegeben werden müssen (siehe auch Video unten auf dieser Seite). Die Gastgeber zeigten sich in der Folgezeit verunsichert
und der FC Emmen nutzte konsequent seine Chancen. Am Ende siegte das Team von Trainer Dick Lukkien mit 3:1 in Rotterdam und machte die Sensation perfekt. Der Jubel über den erstmaligen Aufstieg
in die Eredivisie kannte keine Grenzen mehr.
Interessante Neuzugänge
Nach dem überraschenden Saison-Schlussspurt war den Verantwortlichen des FC Emmen klar, dass der Klassenerhalt in der Eredivisie ohne Verstärkungen nicht zu schaffen sein wird.
Mit bescheidenen Mitteln ging der Verein auf Einkaufstour – und konnte durchaus interessante Transfers realisieren, die bei den Fans die Hoffnung wecken, dass der Klassenerhalt tatsächlich gelingen kann. Aus Mechelen wurde der 13-fache dänische Nationalspieler Nicklas Pedersen verpflichtet. Mit Wouter Marinus (Zwolle), Caner Cavlan (Heerenveen) und Luciano Slagveer (Lokeren) kamen Spieler, die trotz ihres vergleichsweise jungen Alters bereits über viel Eredivisie-Erfahrung verfügen und auch auf dem Wunschzettel anderer Vereine standen. Kurz vor Ende der Wechselfrist konnte zudem noch der überraschende Transfer von Reuven Niemeijer realisiert werden. Der zentrale Mittelfeldspieler spielte vergangene Saison bei Heracles Almelo eine starke Saison und erzielte in 25 Spielen acht Tore. In der Vorbereitung war er in Almelo allerdings auf das Abstellgleis geraten und entschloss sich zu einem Wechsel nach Emmen. Mit einem Marktwert von 1,25 Millionen Euro ist er der wertvollste Spieler im FC-Kader.
Beinahe wäre mit Clemens Schoppenhauer auch noch ein deutscher Spieler verpflichtet worden. Der 26-Jährige hatte bereits in Emmen mittrainiert. Doch der Wechsel vom FC St. Pauli in den
niederländischen Norden platzte aus unbekannten Gründen.
Gelungener Auftakt und gestiegenes Interesse
Der Saisonstart lief beim Emmen besser als erwartet. Der Aufsteiger startete mit einem überraschenden Auswärtssieg in Den Haag. Danach gab es gegen die Spitzenteam Alkmaar und Ajax Amsterdam zwar deutliche Niederlagen, doch diese Gegner sind für Emmen ohnehin kein Maßstab. Im Duell gegen De Graafschap spielte der FC zuletzt 1:1-Unentschieden, obwohl ein Sieg verdient gewesen wäre. Mit dem Sprung in die erste Liga stieg in Emmen auch endlich das Zuschauerinteresse. Die beiden bisherigen Heimspiele waren ausverkauft. 8.600 Zuschauer passen in das heimische Stadion „De Oude Meerdijk“.
In den vergangenen Jahrzehnten hatte der FC Emmen hingegen eher mit Zuschauer-Desinteresse zu kämpfen. Selbst in der vergangenen Saison kamen im Schnitt nur rund 3.200 Zuschauer. Dabei ist die Gemeinde Emmen mit etwa 107.000 Einwohnern viel größer als zahlreiche andere niederländische Orte, die im Profifußball spielen.