Die Derby-Könige aus Leer haben wieder zugeschlagen. Nach zwei Siegen über Bunde, einem Remis gegen Pewsum und einem Auswärtserfolg bei Kickers Emden gewann Germania gestern Abend auch das Rückspiel gegen den Landesliga-Rivalen vom Dollart. Das Drehbuch für den 1:0-Sieg hätte sich kein Hollywood-Regisseur besser ausdenken können. Hauptdarsteller war nämlich ein Fußballer, der fast nur eine Zuschauerrolle eingenommen hätte: Matthias Goosmann.
Der 20-Jährige erzielte vor 800 Zuschauern bereits nach 13 Minuten das Tor des Tages. „Es war mein erstes Tor für Germania und mein erster Treffer seit drei Jahren“, strahlte der Mittelfeld-Arbeiter. Aber nicht nur deshalb war die Geschichte mit Germanias Nummer drei eine ganz besondere. Er war seit Dienstag verletzt, hatte einen Knöchel so dick wie ein Tennisball und konnte nach dem 1:3 gegen Lohne nicht mehr trainieren. „Ich wollte aber unbedingt spielen.“ Goosmann gab Pastorek nach gutem Heilungsverlauf grünes Licht – und arbeitete nicht nur gewohnt zuverlässig im zentralen Mittelfeld, sondern zeigte auch ungeahnte Torjäger-Qualitäten. Als ein verunglückter Freistoß von Benjamin Lünemann im Strafraum landete, reagierte „Matze“ am schnellsten und schoss den Ball aus acht Metern unter die Latte. Der Ball sprang hinter die Linie und wieder ins Feld. Ein regulärer Treffer.
Es war der erste Derby-Höhepunkt. Die auf mehreren Positionen gegenüber dem 4:3 gegen Emstekerfeld umgestellte Emder Elf versuchte zwar, das Spiel zu kontrollieren. Doch bis auf einen Freistoß von Thilko Boekhoff (20.) und eine Doppel-Chance von Tido Steffens (24.) kam dabei nichts Zwingendes herum. „Das war einfach zu wenig von uns. Und dann stellen wir uns bei dem Gegentor auch so dumm an“, so Kickers-Trainer Markus Olbrys.
Die Emder schöpften ihre spielerischen Mittel nicht aus. Gefährlicher waren die Gastgeber, die geschickt und engagiert verteidigten – und gefährlich konterten. Bei einer Chance von Waldemar Kowalczyk (27.) sowie tollen Fernschüssen von Lünemann (29.) und Christopher Appeldorn (42./43.) wirkten die Derby-Könige zielstrebiger.
Nach dem Wechsel war Emden das Bemühen anzumerken, die Partie drehen zu wollen. Leer zog sich zurück. In der besten Phase scheiterte Thilko Boekhoff nach feinem Solo an VfL-Keeper Marcel Lücking (56.), der auch bei einem Drehschuss vom fleißigen Carlos Santos da Luz auf dem Posten war (67.). Zudem schoss Boekhoff aus 16 Metern knapp über das Tor (69.). Leer sorgte danach wieder für mehr Entlastung. Bei einem Konter rettete Andreas Flessner vor dem einschussbereiten Kowalczyk (77.). So mussten die Germanen die Schlussphase sowie eine Sechs-Minuten-Zugabe überstehen. Die war auch deshalb nötig, weil Emdens Thilko Boekhoff sich bei einem Zusammenprall mit Julian Gläser schwer verletzte. Da man dreimal gewechselt hatte, musste Kickers die letzten zehn Minuten in Unterzahl spielen. „Es besteht der Verdacht auf Jochbeinbruch“, sagte Teammanager Arno Janßen, der Boekhoff ins Krankenhaus begleitete.
Als Marcel Lücking eine letzte gefährliche Ecke aus dem Winkel „geholt“ und Paul Tomaszewski in der
96. Minute die Großchance zum 2:0 vergeben hatte, beendete Schiedsrichter Schiedsrichter Per-Ole Wendlandt (Ganderkesee) das Derby, in dem Germanias Trainer Werner Pastorek auch mit der
Aufstellung von Philip Maguru überraschte. Der Verteidiger spielte trotz Trainingsrückstandes nach einer Muskelverletzung stark.
Doch in dem besonderen Derby-Drehbuch gebührte Torschütze Matthias Goosmann die Hauptrolle, der sogar beim Tapen des lädierten Knöchels nichts dem Zufall überließ. „Da lasse ich niemanden ran.
Das habe ich alles selber verbunden.“ (Text-Quelle: Ostfriesen-Zeitung)
Der VfL: Lücking; Vogel, P. Maguru, Voorwold, Westermann, Goosmann, Kowalczyk (84. Andreessen), Appeldorn, Herdemertens (81. Gläser), Lünemann, Bakker (59. Tomaszewski).
Kickers Emden: Carstens; Flessner, Ludwigs, G. Batbay, Menzel
(78. Janßen), Boekhoff, Timur (46. R. Grotlü schen), Santos da Luz (76. Bloem), A. Batbay, B. Grotlüschen, Steffens.
Tor: 1:0 Goosmann (13).
Offizielle Zuschauerzahl: 920