Der VfL Germania hat erstmals seit Jahrzehnten wieder ein Pflichtspiel beim BSV Kickers Emden gewonnen. Am Freitagabend setzten sich die Leeraner mit 2:0 beim Ostfriesland-Rivalen durch. Es war von Beginn ein umkämpftes Landesliga-Duell, bei dem Germania nach leichter Anfangsnervosität immer besser in die Partie fand.
Und der VfL kam zu guten Chancen. In der 10. Minute tauchte der Ex-Emder Christopher Appeldorn frei vor Emdens Keeper Rene Carstens auf, der jedoch mit dem Fuß parieren konnte. Doch Germania
drückte weiter und Emden wirkte in der Defensive anfällig. In der 16. Minute ging der VfL durch ein Traumtor in Führung. Julian Gläser lupfte den Ball aus 25 Meter über den herausgeeilten Rene
Carstens zum 0:1 ins Tor. Nur zwei Minuten später hätte Kowalczyk beinahe das 2:0 durch einen Distanzschuss nachgelegt. Es dauerte fast zehn Minuten, bis Kickers sich fing. VfL-Torhüter Marcel
Lücking rückte nun immer mehr in den Mittelpunkt des Geschehens. Die größte Chance entschärfte aber Enock Maguru, der in der 31. Minute auf der Linie klärte. Doch die Leeraner überstanden die
Emder Druckphase und gingen mit der Führung in die Pause. Das Spiel wurde nun zerfahrener und hektischer. Kickers blieb optisch überlegen, verlor aber im Spiel nach vorne zu viele der
entscheidenden Zweikämpfe. Zu selten kamen Flanken in den Strafraum. Und wenn, dann war Marcel Lücking zur Stelle oder der VfL hatte das Glück des Tüchtigen. In der 58. Minute rettete Germanias
Abwehrspieler Pawel Grocholski auf der Linie.
Germania blieb hingegen bei Kontern stets gefährlich. In der 78. Minute hätte Benjamin Lünemann nach einem dieser Konter für die Vorentscheidung sorgen können, scheiterte aber freistehend an Rene
Carstens. Auch Westermanns Nachschuss blieb ohne Erfolg. Auf der Gegenseite konnte sich Marcel Lücking erneut auszeichnen, als er einen Timur-Freistoß parierte (81.). Danach fiel den Gastgebern
gegen eine gut stehende VfL-Defensive und einen überragenden Torhüter nicht mehr viel ein. Die besseren Chancen hatte zum Schluss Germania. In der 90. Minute war es erneut Benjamin Lünemann, dem
das nötige Glück fehlte. In der dritten Minute der Nachspielzeit erlöste Waldemar Kowalczyk die Gäste, als er einen Konter zum 0:2 abschloss. „Wir haben nicht jederzeit spielerisch überzeugt.
Aber wir haben gekämpt bis zum Umfallen. Es war immer zu spüren, dass wir diesen Derbysieg unbedingt holen wollen“, jubelte Torschütze Julian Gläser. Und auch VfL-Trainer Werner Pastorek war
überglücklich: „Ich bin stolz auf diese Mannschaft. Bei jedem Spieler stimmte ab der ersten Minute die Einstellung. In der Defensive haben wir hochkonzentriert gearbeitet. Dieses Mal gab es keine
individuellen Fehler, die das Spiel kippen ließen.“ Im Mittelfeld hatte Pastorek ein kleines Experiment gewagt. Enock Maguru, Julian Gläser und Waldemar Kowalczyk wechselten sich quasi als
„Zehner“ ab, während sich immer einer der Spieler „fallen“ ließ und als „Sechser“ oder Stürmer agierte. „Das war nicht einfach umzusetzen. Aber die Jungs haben das super gemacht.“
Ärger nach dem Spiel
Überschattet wurde der Sieg nur durch Szenen nach dem Schlusspfiff. Emder Anhänger griffen die Leeraner an. Es gab mehrere Verletzte. Vier Germania-Fans mussten notärztlich oder im Krankenhaus
behandelt werden. „Wir sind entsetzt. Zumal wir im Vorfeld des Spiels darum gebeten hatten, dass die Leeraner Fans aus Sicherheitsgründen im Gästeblock untergebracht werden. Doch weder das
passierte, noch waren ein Sicherheitsdienst oder die Polizei vor Ort“, sagt Germanias Vorsitzender Reiner Siemermann. Die Beamten trafen erst ein, als alles geschehen war. „Loben muss man aber
die Emder Spieler, die sich um die Verletzten kümmerten und vom Feld aus lautstark versuchten, weitere Übergriffe zu verhindern“, so Siemermann.
Vor dem Spiel hatte ein VfL-Verantwortlicher Emdens Stadionsprecher Gerd Krauledat noch einmal darauf hingewiesen, dass die Leeraner mit einem Angriff der Emder rechnen und gebeten vorsorglich
einen Sicherheitsdienst oder die Polizei anzurufen. Doch Krauledat betonte nur: „Unser Fanbeauftragter weiß Bescheid und hat das schon alles im Griff.“ Doch leider war das Gegenteil der Fall.